Ackerbauepoche: Vom Korn zum Brot

Wieviel Arbeit steckt in einem Brötchen? – Über fast ein Jahr erfuhren die Schüler*innen der aktuell 4./5. Klasse mit ihrer Klassenlehrerin Janine Trick in der Ackerbauepoche, welche Schritte nötig sind, damit aus einem Sack Saatkorn schliesslich gemeinsam Brötchen gebacken werden können.

Mmmh, das schmeckt! – selbst gemachte Brötchen. Man merkt richtig, wie die Schüler und Schülerinnen der 4./5. Klasse ihr Frühstück geniessen. Ein gelungener Abschluss nach fast einem Jahr, in dem sie zusammen mit Lehrerin Janine Trick den Prozess vom Korn zum Brot begleitet haben. In den Brötchen haben die Kinder ihren eigenen Schrot verarbeitet – das Endprodukt einer langen „Reise“ vom Pflügen, Eggen und Säen übers Ernten und Dreschen bis hin zum Besuch in der Mühle.


"Wenn man selber dafür arbeitet, sind die Brötchen immer besser als gekauft."
Levi (5. Klasse)

"Mir haben die Brötchen sehr gut geschmeckt!" Jonas (5. Klasse)

 

1. Tag: Pflügen, eggen, säen und walzen

Schon im letzten November ging es für die 23 Schüler*innen und Janine Trick los. Auf „ihrem“ ca. 100 m² grossen Stück Land, das sie von Tobias Rascher und Vreni Tschudin vom Feldhof in Scherzingen für das Projekt zur Verfügung gestellt bekommen hatten, genauso wie übrigens den Winterweizen, verbrachten sie einen arbeitsreichen Tag. Das Feld sollte vorbereitet, das Korn gesät werden – und alles in Handarbeit. Das bedeutete erst einmal pflügen und eggen. Die Kinder wurden vor die Geräte „gespannt“, d.h. sie zogen Pflug und Egge je rechts und links an einem der zahlreichen Holzgriffe über den Acker, einmal hoch, einmal runter. „Die Klasse war überrascht, wie anstrengend alles war. Wir mussten ordentlich ziehen und hatten danach alle Muskelkater!“, berichtet Janine Trick.

„Bemesst den Schritt! Bemesst den Schwung! [...]“: Zum Säerspruch von Conrad Ferdinand Meyer verteilten die Schüler*innen aus einer umgehängten Wanne die Saat gleichmässig auf dem Feld, insgesamt 3 kg Saatkorn. „Fehlte nur noch das Walzen“, erzählt Janine Trick. „Da wir keine Walze zur Verfügung hatten, haben wir Bretter benutzt, auf die die Kinder gesprungen sind.“ Das hatte den gewünschten Effekt. Die Weizenkörner wurden in den Boden gedrückt und so gleichzeitig vor den Vögeln geschützt. Am Schluss hiess es Schuhe putzen – schliesslich wollte die Klasse mit dem Postbus zurück zur Schule fahren.


"Ich fand das Säen am besten. Ich hatte danach richtig Muskelkater! Aber es hat trotzdem Spass gemacht!"
Noah (5. Klasse)

2. und 3. Tag: Besuch auf dem Feld


Im Februar konnte die 4./5. Klasse bei ihrem ersten Besuch auf dem Feldhof bereits beobachten, wie der Weizen zu spriessen begann. Beim zweiten Besuch Ende Juni reichten die Ähren ihnen schon bis auf Brusthöhe. In den Sommerferien sollte der Erntetag sein.


4. Tag: Ernte

„Dreimal mussten wir den Termin für die Ernte verschieben, weil das Wetter zu schlecht war.“ Was Janine Trick berichtet ist neben dem Einblick in die Arbeit, die in einem alltäglichen Produkt wie Brot steckt, auch eine für alle wichtige Erkenntnis: die Abhängigkeit von äusseren Faktoren wie dem Wetter. „Ist das Wetter bei der Ernte schlecht, schimmelt alles. Wartet man zu lange, fressen die Vögel die Körner weg. Es muss so viel zusammenpassen, dass alles klappt.“ Endlich war ein geeigneter Tag gefunden. „Da der Erntetermin in den Sommerferien lag, waren nicht alle aus der Klasse dabei. Dafür hatten wir aber andere Helfer und wie immer die Unterstützung von Tobias Rascher und Vreni Tschudin vom Feldhof.“, sagt Janine Trick. Und um die Hilfe waren die 4. und 5. Klässler*innen froh. Gemeinsam nahmen die Erwachsenen die Sense und die Kinder die Sichel in die Hand. Aus den geernteten Ähren banden sie Garben.

"Am leckersten fand ich die Brötchen und am coolsten fand ich das Pflügen." Julius (4. Klasse)
"Das Ernten des Weizens gefiel mir am besten und als wir die Brötchen von unseren eigenen Körnern essen konnten." Salome (5. Klasse)
 

5. Tag: Dreschen

Nach den Sommerferien war das Korn bereit fürs Dreschen und alle Schüler*innen wieder mit dabei. Onkel und Tante einer Schülerin konnten einen Mähdrescher zur Verfügung stellen – eine enorme Erleichterung. So musste nicht alles per Hand gedroschen werden und zwei Gruppen wechselten sich mit Dreschflegeln und Mähdrescher ab. Heraus kam ein Sack mit knapp 25 kg Korn.


"Ich fand am besten, als wir das Korn gedroschen haben, weil es so schön geknallt hat!"
Ennio (4. Klasse)


6. Tag: In der Mühle

In der Mühle Entenschiess bei Frauenfeld sollte die Ernte weiterverarbeitet werden. Dabei war auch eine Führung, bei der die 4. und 5. Klässler*innen die traditionellen Geräte zur Mehlherstellung genauer betrachten konnten. Leider waren ihre knapp 25 kg Ertrag zu gering, um alle Maschinen in Betrieb zu nehmen. Es hätte 200 kg gebraucht, zusätzliches Korn hätte beigemischt werden müssen. Für Janine Trick und die Kinder war daher klar: „Wir wollten unbedingt nur unseren eigenen Weizen mit nach Hause nehmen, also liessen wir das Korn nur schroten.“ Am Ende blieben immer noch 22 kg Schrot, aus dem die Schüler*innen, gemischt mit Mehl aus der Schulküche, ihre Brötchen buken und jeder noch ein Säckchen mit in den Schulranzen bekam – der erfolgreiche Abschluss eines wundervollen Projektes.


"Die Mühle war sehr spannend, da habe ich viel Neues gelernt. Unsere Brötchen waren auch sehr lecker!"
Paulina (5. Klasse)
"Ich habe es sehr toll gefunden, dass wir mit der Klasse in eine echte Mühle gegangen sind." Elisa (4. Klasse)
"Ich fand, es waren viele Schritte bis zu den Brötchen, aber es hat sich gelohnt! Mir hat es in der Mühle sehr gefallen und es war schön zu erleben, wie Korn zu Brot geworden ist." Yessica (5. Klasse)
 

Text: Anika Mahler (Gruppe für Öffentlichkeitsarbeit)
Fotos: Janine Trick (Klassenlehrerin 4./5. Klasse)

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