Rückblick Herbstfeier 2024

Herbstzeit, Erntezeit: Auch in diesem Jahr ernteten die Kindergartenkinder und Schüler*innen bei der Herbstfeier am 28. September den Applaus für das, was sie aus dem Unterricht der letzten Wochen auf der Bühnen im grossen Saal zeigten –  für das Publikum eine Gelegenheit, bei der Entwicklung der Kinder ganz nah dabei zu sein.   

Der grosse Saal der Rudolf Steiner Schule Kreuzlingen war voll. Angehörige und Freund*innen warteten gespannt auf die Vorträge der Kindergartenkinder und aller Schüler*innen. Voll wurde es gleich zu Beginn auch auf der Bühne: Zum ersten Mal waren alle drei Kindergartengruppen mit ihren Gruppenleiterinnen Monika Scherrer, Magdalena Tschudin und Sophia Riebel versammelt und tanzten in einem fröhlich geschäftigen Treiben zum Reigen vom „Äpfel schüttle“ um einen kleinen Baum in der Mitte der Bühne, halfen „rüttle“ und sangen anschliessend von anschaulichen Fingerbewegungen begleitet das Lied „In meinem kleinen Apfel“. 

Vom eitlen Raben und listigen Fuchs

Auf den Baum in der Bühnenmitte kletterte im Anschluss ein „Rabe“ für den Auftritt der 2. Klasse. Eine Schülerin sass im schwarzen Kostüm zwischen den Blättern, die klappernde Grillzange der Schnabel mit einem Stück „Käse“ dazwischen, eine zweite Schülerin strich im Fuchsgewand um den Baum, während ihre Mitschüler*innen zusammen mit Maria Haberstroh den Text der Fabel „Der Rabe und der Fuchs“ vortrugen und mit Flöten, Glockenspiel, Tamburin und Trommel begleiteten. Diese und andere Fabeln sind an Steinerschulen klassischer Erzählstoff in der 2. Klasse. Über Tiere als Träger überspitzter Eigenschaften „begegnet der Schüler in der Fabel einem Spiegel menschlicher Einseitigkeiten wie Hochmut, Tücke, Gier und bildet daran Gefühlsurteile.“ (1)

Alles auf Hebräisch

Auf Hebräisch rezitierte die 3. Klasse den Anfang der biblischen Schöpfungsgeschichte. Klassenlehrer Wolfgang Kaidel half zuvor dem Publikum mit der deutschen Übersetzung und übernahm dann mit dem Akkordeon die Begleitung des ebenfalls hebräischen Liedes „Hine Ma Tov“, das die Drittklässler*innen sangen. 

Wie aus der Pistole geschossen

Manch eine*r aus dem Publikum wunderte sich, was es mit der Leiter auf der Bühne auf sich hatte, bevor es mit der Vorführung der 4. Klasse losging. Klassenlehrer Oliver van der Waerden erklärte, wie wichtig es sei, dass seine Schüler*innen das Einmaleins „wie aus der Pistole geschossen“ beherrschten. Um das zu verdeutlichen hatte er mit seiner Klasse eine „Pistole mit automatischer Ladevorrichtung“ gebaut: Ein Schüler stand auf der Leiter und „schoss“ bei jedem richtigen Ergebnis der Klasse auf Rechnungen der 5er- und 7er-Reihe einen Ball in Richtung Saal. 

Mit verschiedensten Flöten stimmten die Viertklässler*innen im Anschluss die Titelmelodie des Singspiels „Tredeschin“ an, das im März kommenden Jahres aufgeführt werden soll und für das in der Klasse zusammen mit Komponist Peter Appenzeller schon jetzt immer wieder geprobt wird. 

Gerade, Trapez, viele Deltoide

Die Freihandgeometrie, das Zeichnen von geometrischen Formen ganz ohne Lineal und Zirkel, stand danach im Mittelpunkt der Aufführung der 5. Klasse. Als menschliche Formen ordneten sich die Schüler*innen immer wieder neu an, begleitet von einer Sechstklässlerin am Klavier – von der Gerade über die Tangente und das Trapez bis hin zum Dreieck. Mit vielen Deltroiden, herbstlich flatternden Drachen an der Schnur verliess die 5. Klasse den Saal. 

Im Rhythmus

Grosses Rhythmusgefühl bewies die 6. Klasse mit Klassenlehrerin Yvonne Wohlfeld. Im Takt zu einem schnellen Gitarrenstück zeigten die Schüler*innen Elemente aus ihrem Tanzunterricht. Danach kletterten sie auf Stühle und Tische, die auf der Bühne verteilt waren. Mit kleinen Bällen, die sie zwischen ihren Händen wandern liessen, sich gegenseitig zuwarfen, auf den Boden und die Tische prellten entstand ein gemeinsamer Rhythmus, der das Publikum begeisterte. 

Oh my goodness!

War bei der 3. Klasse der gesamte Vortrag auf Hebräisch, so zeigte die 7. Klasse ihre Englischkenntnisse: mit einem Sketch an einer Londoner Bushaltestelle über ein gemeinsames, ungeduldiges Warten auf den Bus, der – „Oh my goodness!“ – sich verspätet und am Ende überhaupt nicht kommt. Gemeinsam mit den Achtklässler*innen sangen sie dann dreistimmig das Lied „Zeit der Reife“, begleitet von ihrem Klassenlehrer Richard Haag an der Geige.

Chemielabor auf der Bühne

Die Achtklässler*innen aus der gemeinsam unterrichteten 7./8. Klasse warfen sich danach in weisse Kittel und verwandelten die Bühne mit einem grossen Wasserbecken, Erlenmeyerkolben und Sauerstoffflasche in ein Chemielabor. In einer Versuchsreihe suchten sie nach der Antwort auf die Fragen: Was braucht ein Feuer, um zu brennen? Aus was besteht eigentlich Luft? Diese hielten die Zuschauer*innen besonders beim letzten Versuch an, als alle Schüler*innen und Lehrer Richard Haag ihre Schutzbrillen aufzogen und die Flamme im reinen Sauerstoff im Erlenmeyerkolben gross und lange aufflackerte. 

Der Rhythmus des Lebens

Aus ihrer Geologieepoche berichtete die 9./10. Klasse in kleinen Gruppen, die sich selbst ein Thema für den Vortrag überlegt hatten. Das Publikum hörte interessante Details über einen Museumsbesuch, die Plattentektonik, über Seismometer, den Tsunami am 26. Dezember 2004 und das Verhalten von Tieren bei Naturkatastrophen. 

Auch zum Abschluss des Bühnenprogramms wurde es noch einmal voll: Der Mittel- und Oberstufenchor nahm den Rhythmus des Liedes „Rhythm of Life“ mit Singen, Stampfen und Klatschen auf und entliess das Publikum mit einer schweizerdeutschen und einer englischen Version beschwingt auf den Schulhof.

Nass in Nass

Pünktlich zum Tanz um den Erntedankkranz auf dem Schulhof öffnete der Himmel seine Schleusen. Die Schüler*innen der 4. Klasse liessen sich nicht beirren und schwangen fröhlich die Beine, während die Zuschauer*innen und Musizierenden unter Regenschirmen und in Regenjacken eingehüllt zuschauten und sangen. Die gute Stimmung wurde dann recht bald zum Kuchenbuffet im Schopf getragen, wo alle kuschelig beisammen standen und Kaffee, Suppe und frisch gepressten Apfelsaft genossen und von den Schüler*innen mit weiteren Erntedankgaben wie Kräuterkränzen, Popcorn, Apfelringen und selbst gebackenen Brötchen überhäuft wurden.

Text: Lane Dürr, Anika Mahler
Fotos: Anika Mahler

(1) Waldorf-Ideen-Pool.de: Der Erzählstoff in der Waldorfschule, https://www.waldorf-ideen-pool.de/Schule/uebergreifend/klassenlehrer/erzaehlteil/der-erzaehlstoff (abgerufen am 01.10.2024)

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