Cyrano de Bergerac – ein poetisches Klassenspiel

Text auswendig lernen, Kulissen malen, Kostüme anpassen – die Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Klasse waren über Wochen für ihr Theaterstück „Cyrano de Bergerac“ im Grosseinsatz . Auf den Fluren der Schule wurde sogar in den Pausen mit dem Drehbuch geübt. Denn zum Schluss wurde es eng. Krankheitsbedingt fielen einige Proben aus, der Kulissenumbau dauerte länger als erwartet, die Gymnastikschläppchen waren noch nicht da, der Text noch nicht im Kopf. Was für eine Aufregung.
Der 21. Februar war gekommen. Die erste von insgesamt vier Aufführungen stand vor der Tür. Endlich war alles parat. Zwei Stunden vor Aufführungsbeginn hiess es jeweils: In die Maske! Die Schülerinnen und Schüler schminkten sich und zogen die Kostüme an, legten die Requisiten bereit, schauten den Text nochmal an und begegneten der Nervosität mit Profiübungen. Zwei Besetzungen wechselten sich bei den Vorstellungen ab und konnten ihre Rollen so zwei Mal zum Besten geben.
Der Saal war bei allen Aufführungen gut gefüllt. Zwei Schülerinnen begrüssten das Publikum und dankten den rahmengebenden Unterstützer*innen: Klassenlehrer Richard Haag für Bühnenbild und Zusammenhalt, Theaterpädagogin Stella Seefried für die Regie und die schauspielerische Finesse, Lehrer Christoph Steins für das Fechttraining, Annmargrit Albert für die Kostüme und die Begleitung der Schüler*innen im Nähatelier und zwei Schülerinnen aus der 9. Klasse, die sich während des Stücks um die Bühnenbeleuchtung kümmerten.

Schwingende Degen und viele Verehrer
Und dann ging es auch schon spannend los. Die ersten Darsteller*innen verteilten sich im Publikum, während Cyrano de Bergerac mit der auffallend grossen Nase gegen seinen Rivalen auf der Bühne focht, dass die Klingen nur so schwangen und klangen. Währenddessen dichtet er eine Ballade: «…beim letzten Verse stech’ ich». Gut, dass beide das Ende des Kampfes erleben durften.
Langsam entblätterte sich die verzwickte Situation: Cyrano ist in seine schöne Cousine Roxane verliebt, fürchtet aber ihren Spott. Seine auffällig grosse Nase hält ihn zurück, ihr seine Liebe zu gestehen. Er schreibt ihr jedoch einen Liebesbrief voller dichterischer Finesse. Roxane wendet sich an Cyrano, da sie sich in den schönen Baron Christian de Neuvillette verliebt hat und um ihn fürchtet, da er in die Kompanie Cyranos eintreten soll. Dieser stellt sich als zwar hübscher, aber mit Worten ungewandter Schönling heraus. Um Roxane zu erobern schmieden die beiden einen Plan: Cyrano steuert seine Dichtkunst bei, Christian sein schönes Aussehen… so nimmt die Geschichte ihren Lauf.

Poesie und hoher Besuch
Die Schülerinnen und Schüler zeigten Mut, Selbstbewusstsein und vor allem ein gutes Gedächtnis. Voller Charme präsentierten sie ein doppeltes Spiel unter dem Balkon der Angebeteten, die Hochzeit von Roxane und Baron Christian de Neuvillette nach erfolgreicher Täuschung und weitere Situationen voller Poesie.
Die Textvorlage der von den Siebt- und Achtklässler*innen auf die Bühne gebrachten Version von Cyrano de Bergerac stammt von Michael Busch, einem Waldorfschulvater aus Deutschland, der bereits verstorben ist. Seine Freund*innen und Angehörigen nahmen den weiten Weg von Frankfurt auf sich, um das Stück an der Rudolf Steiner Schule Kreuzlingen zu sehen. «Wir konnten zwischendurch immer wieder seine Handschrift heraushören. Das war sehr schön», berichtete seine Frau.
Text: Lane Dürr
Fotos: Richard Haag