Eurythmie-Aufführung "Ein Narr der Held"
Am 11. November 2023 verschmolzen bei der Eurythmieaufführung „Briefe an das Leben: Ein Narr der Held“ auf der Bühne im grossen Saal Sprache, Musik, Bewegung und Licht zu einem beeindruckenden Gesamtkunstwerk. Die Grundlage für das künstlerische Programm bildete das kurze, aber denkwürdige Leben von Hermann Kükelhaus (4. August 1920 in Essen – 30. Januar 1944 in Berlin).
„Wisse — ich kam vom Ende der Welt. In den Kreis der Gestalten trat ich
ein wie ein Würfel fällt…“
Hermann Kükelhaus brach seine schulische Ausbildung wegen massiver Differenzen zum damals herrschenden Ungeist der Zeit ab und wurde stattdessen nach einer Versetzung in ein Bergwerk unter Tage zum Kriegsdienst an die Ostfront eingezogen. Er starb zuletzt im Zuge von Bergungsarbeiten in einem brennenden Haus in Berlin, an denen er trotz eigener, schwerster körperlichen Verletzungen, teilgenommen hatte.
Zuversicht trotz Leid
Die im Programm verwendeten Briefe und die mitgesandten Gedichte an Freunde und Verwandte geben einerseits einen Einblick in die Leiden an der Front; vor allem aber belegen sie die Kraft dieses Menschen, der seine Erlebnisse, Gedanken und Empfindungen sprachkünstlerisch verarbeiten und teilen wollte. Das liebende Interesse am Mitmenschen, selbst wenn er als Feind gegenübersteht, ermöglichte es ihm, auch in tiefster Finsternis, die Zuversicht nie ganz zu verlieren, dass im grossen Bogen des menschlichen Strebens alles sein gutes Ziel finden wird.
Verschmelzung von Bewegung, Text, Musik und Lichtkunst
Eine Auswahl von Kükelhaus Texten wurde in dem einstündigen Abend zunächst mit Musik von Zoltán Kodály (1882–1967) und Pêteris Vaks (* 1946) montiert, die dem inneren Ringen Klang zu verleihen vermochte. Eurythmie und schauspielerische Elemente machten das Gehörte sichtbar. Die Lichtgestaltung, ebenfalls von einem ausgebildeten Eurythmisten ausgeführt, schmiegte sich der Entwicklung der Stimmungen im Laufe des Abends unterstützend an. Zuletzt vermochte die für Geige und Cello stimmig arrangierte Sarabande in D-Dur aus J. S. Bachs sechster Cellosuite zusammen mit, nun wie befreit ausgeführter Eurythmie, alle Schwere aufzuheben.
Dem jungen Künstlerensemble und allen bei seiner Aufnahme an unserer Schule Beteiligten, sei für diesen spannenden und berührenden Abend herzlich gedankt!
Eurythmie und Sprache: Aylin Bayboga, Eugeniu Visan, Franziska Pressler
Cello: Barbara Noeldeke
Violine: Luise Kallmeyer
Licht: Thomas Stott
Ein ganz besondere Erlebnis schenkten uns die drei Eurythmist*innen zusammen mit modernster Musikbegleitung und im Team abgewechselter Sprachgestaltung. Das war so interessant. Tiefe Verinnerlichung statt äusserem Glanz schaffte Raum für die Botschaft des jung verstorbenen Kükelhaus. Dafür bin ich sehr dankbar. Stimme einer Besucherin
Text: Oliver van der Waerden (Klassenlehrer 3. Klasse)
Foto: Adobe Stock, Autor Li Ding