"Ein Sommernachtstraum" – Besuch bei den Proben der 7./8. Klasse


Ein Sommernachtstraum
: Für die diesjährige Theateraufführung hat sich die 7./8. Klasse mit Klassenlehrer Richard Haag den Klassiker von William Shakespeare ausgesucht. Anfang Juni soll das Stück im grossen Saal der Schule aufgeführt werden. Seit Februar wird immer freitags einen Vormittag lang mit Regisseurin und Theaterpädagogin Stella Seefried geprobt. Heute ging es zum ersten Mal mit dem eigenen Text auf die Bühne.

In einer flirrenden Sommernacht treffen im dunklen Wald Wesen aus ganz unterschiedlichen Welten aufeinander und das berühmte Verwirrspiel beginnt. Wer in wen verliebt ist und wer auf wen gerade sauer ist, gerät ganz schön durcheinander, woran der Kobold Puck nicht ganz unschuldig ist und daran seine schelmische Freude hat. Erst als der Feenkönig Oberon das Spiel durchschaut, können die Fäden wieder entwirrt werden. Was geträumt und was wirklich erlebt wurde, darüber sind sich die Protagonisten irgendwann nicht mehr so sicher… – Shakespeares Ein Sommernachtstraum ist wohl eines der bekanntesten Theaterstücke weltweit und wurde auch an der RSSK schon auf die Bühne gebracht. In diesem Jahr fiel die Wahl der 7./8. Klasse wieder auf die Komödie. Wie kam es dazu?

Am Anfang steht das Stück

„Wir hatten den Termin für die Aufführungen für Anfang Juni festgelegt“, berichtet Richard Haag. Der sommerliche Termin liess den Klassenlehrer direkt an den Sommernachtstraum denken: „Als wir das Stück gemeinsam gelesen haben, waren dann schnell alle begeistert,“ sagt er. Und wenn man sich unter den Schüler*innen umhört, wird dies bestätigt – wie von einer Schülerin: „Mir gefällt das Stück sehr gut. Ich finde es schön, dass es mehrere Ebenen gibt mit den Adligen, Handwerkern und Elfen. Alle sprechen und bewegen sich anders.“ Die verschiedenen Ebenen machen nicht nur für die Schülerin den Reiz aus, sie passen auch für die „spezielle Situation der Doppelklasse besonders gut", meint Richard Haag, „weil die älteren Schüler*innen hauptsächlich die Hauptrollen der Adligen übernehmen und die jüngeren in ihren kleineren Rollen, den Handwerkern und Elfen, für Lacher im Publikum sorgen werden.“

Danach richtete sich auch die Verteilung der Rollen, die vom Klassenlehrer vorgeschlagen wurde und „für die meisten schon ganz gut passte“, erklärt Richard Haag. Es mussten nur noch kleine Veränderungen vorgenommen werden, bis das Ensemble stand. „Dabei wurde darauf geachtet, dass die Rollen gut zu den Schüler*innen passen oder eben eine besondere Herausforderung für die Kinder werden. Es geht ja darum, gerade nicht sich selbst sein zu müssen, sondern einmal eine ungewohnte Rolle einzunehmen.“

Am Anfang stinkt`s

Es ist Freitagvormittag, die heutigen Proben mit Regisseurin Stella Seefried beginnen. Die Schüler*innen stehen im Kreis: „Rechts stinkt`s, links fliesst`s, oben zischt`s spritzend, unten spritzt`s zischend und hier sollen wir arbeiten?“, „Wir Wiener Waschweiber würden weisse Wäsche waschen, wenn wir wüssten, wo weiches, warmes Wasser wäre“. Mit Zungenbrechern und Übungen, die den Spannungsbogen bis zuletzt halten sollen, starten die Proben. Bis zur Aufführung wird diese Art des „Warm-ups“ fester Bestandteil des Freitagvormittags bleiben, berichtet Stella Seefried: „Wir wärmen mit ein paar Übungen unseren Körper auf, unsere Stimme und unseren Geist. Das hilft, mit der nötigen körperlichen Spannung und einer guten Stimme konzentriert auf der Bühne zu arbeiten.“

Der Körper macht den Anfang

Danach wird erst einmal der Körper in den Mittelpunkt gestellt: Mit unbemalten Masken mit einem neutralen Gesichtsausdruck, sogenannten Neutralmasken, sollen die Schüler*innen in wechselnden Zweier- oder Dreiergruppen auf der Bühne improvisieren. Stella Seefried erklärt den Hintergrund dieser Übung: „Man kann sich hinter einer Maske verstecken und durch den Mut, der dabei entsteht, sehr viel zeigen. Noch wichtiger ist aber: Da unter Masken nicht gesprochen werden darf und die Mimik nicht zu sehen ist, können die Schüler*innen sich nur über die Körpersprache ausdrücken. Und ohne, dass darüber gesprochen werden muss, wird einerseits sehr schnell deutlich, wie viel man mit seinem Körper zeigen kann, und andererseits, wie wichtig es auf der Bühne ist, den Körper sprechen zu lassen.“

Der Körperausdruck war bereits mehrere Wochen Thema bei den Proben: „Wir haben schon gelernt, wie man sich in seiner Figur bewegt“, sagt eine Schülerin. Dafür wurde, berichtet Stella Seefried, „zum einen die Frage gestellt, wie der unterschiedliche Status der Rollen dargestellt werden kann. Und das andere war die Einführung von Elementen aus der Pantomime, die uns helfen, die Figuren zu charakterisieren. So haben sich die Jugendlichen langsam an die Körperlichkeit ihrer Figuren herangetastet“.

Ganz am Anfang: die 1. Szene

Stimmt die Körpersprache, geht es an den Text: Je nach Szene versammelt sich eine Gruppe Nachwuchsschauspieler*innen im grossen Saal. Die Textbücher der Siebt- und Achtklässler*innen sind voll mit Klebezetteln, Markierungen, Streichungen. Das Lernen der eigenen Texte ist bereits in vollem Gange, sagt eine Schülerin: „Vor allem muss man wissen, wann man dran ist. Ich habe nur eine kleinere Rolle und es fällt mir leicht, den Text zu lernen. Andere haben viel Text, dann ist es, denke ich, schwerer.“ In der Runde geht es darum, wie der Text auf der Bühne gesprochen werden könnte.

Dafür wird laut gelesen, die Szene besprochen und nochmal gelesen. Immer wieder beantwortet Stella Seefried Fragen, schliesslich ist es wichtig, die Hintergründe seiner Rolle zu verstehen und sich vor allem auch in die Verssprache einzufühlen, die schnell dazu verleitet, das stimmungsvolle Betonen zu vernachlässigen. „Lest, wie ihr es interessant finden würdet auf der Bühne,“ lautet der Tipp der Regisseurin.

Aller Anfang ist schwer

Und dann geht es zum ersten Mal mit dem eigenen Text auf die Bühne – gar nicht so leicht, sich die ganze Szenerie schon vorzustellen mit gelben Textbüchern in der Hand, einer leeren Bühne, in Jeans und Alltags-Hoodie. Und jetzt so auf die Bühne? Da kommt erst einmal ein „Was?“, ein „Nein!“ und Aufregung unter die Schüler*innen.

„Wenn ich mit Jugendlichen arbeite, überlege ich mir im Vorhinein nicht, wie die Inszenierung am Ende aussehen soll, sondern ich schaue, welche Ideen sie haben, welche Wünsche, welche Sehnsüchte und welche Möglichkeiten. Ich versuche, sie da abzuholen, wo sie gerade sind und dann gehen wir gemeinsam weiter – am liebsten raus aus der Komfortzone, um daran wachsen zu können!“ Eine besondere Herausforderung ist dabei für die Regisseurin Stella Seefried, dass es in diesem Jahr wieder eine Doppelbesetzung geben wird. „Das bedeutet, die erste Besetzung erarbeitet etwas auf der Bühne, die zweite schaut zu. Dann wiederholt die zweite Besetzung das Gesehene, arbeitet weiter, im Anschluss wird wieder getauscht.“ – Ob sich Erst- und Zweitbesetzung mit denselben Bewegungen, demselben Ausdruck wohl fühlen, wird sich zeigen, schliesslich ist das ganz individuell. Auf jeden Fall heisst es in den kommenden Wochen für die Schüler*innen, sich mit ihrem Text auf der Bühne auszuprobieren, zu festigen, was funktioniert, und schliesslich den Feinschliff der Inszenierung anzugehen.

Anfang der Intensivphase

Ende April soll es in die dreiwöchige Intensivphase gehen: Der reguläre Unterricht entfällt. Dann steht neben ausgiebigem Proben auch der Bau der Kulissen, das Nähen der Kostüme und das Musizieren auf dem Stundenplan, denn bei diesem Projekt wird das Klassenorchester zusätzlich mit Musiklehrer Johannes Luchsinger und Klassenlehrer Richard Haag einige Stücke aus der Vertonung des Sommernachtstraums von Felix Mendelssohn-Bartholdy einstudieren, die die Theateraufführung begleiten sollen.

Beim Schneidern, beim Malen der Kulissen, beim Schminken, bei den Frisuren und beim Text lernen ist die Hilfe der Eltern, der Kunstlehrerin Luise Merle und der Handarbeitslehrerin Vera Overhoff vermehrt gefragt. „Wir waren mit Frau Overhoff schon in der Kostümkammer und haben geschaut, was es gibt“, erzählt eine Schülerin. Manche Kostüme können übernommen oder müssen nur angepasst werden, andere sollen neu entstehen. Schon bei den heutigen Proben wird klar, was dabei das Wichtigste ist: „Wir machen die Kostüme so, dass ihr euch wohl fühlt!“, gibt Stella Seefried den Siebt-und Achtklässler*innen mit auf den Weg.

Vor den Pfingstferien soll alles auf der Bühne zusammenkommen: Es wird mit Kostümen, Kulisse, Orchester und fertig gelerntem Text geprobt, „um dann in den Ferien das Stück nach Möglichkeit ruhen zu lassen“, wie Stella Seefried erklärt, „es danach noch einmal aufzufrischen und am folgenden Wochenende aufzuführen!“

 

Ein Sommernachtstraum – William Shakespeare

(Originaltitel: A Midsummer Night’s Dream)



Übersetzung: August Wilhelm Schlegel

Regie: Stella Seefried

Organisation und Bühne: Richard Haag

Bühnenbild: Luise Merle

Kostüme: Vera Overhoff

Musik: Richard Haag und Johannes Luchsinger


Termine

  • Freitag, 02.06.2023, 19.30 Uhr
  • Samstag, 03.06.2023, 18.00 Uhr
  • Sonntag, 04.06.2023, 18.00 Uhr
  • grosser Saal, Rudolf Steiner Schule Kreuzlingen


Die 7./8. Klasse und alle Mitwirkenden freuen sich sehr auf zahlreiche Zuschauer*innen!

Text: Anika Mahler (Gruppe für Öffentlichkeitsarbeit), Inhaltszusammenfassung: Richard Haag (Klassenlehrer 7./8. Klasse)
Fotos: Anika Mahler

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