Bunt und ausgelassen – Fasnacht 2024
Acht Uhr an der Rudolf Steiner Schule Kreuzlingen. Der Schulhof ist wie leer gefegt. Normalerweise tummeln sich hier um diese Uhrzeit bereits die Schüler*innen, die auf den Gong warten, der sie ins Schulhaus ruft. Aber es ist der Schmotzige Dunschtig – da sind viele um diese Uhrzeit noch voller Vorfreude am letzten Schliff ihrer Verkleidung.
Neun Uhr – es ist so weit. Einhörner, Polizisten, Tiere, Hexen, Astronauten, Clowns, Gärtnerinnen und Zwerge: Das bunte Treiben auf dem Schulhof nimmt zu. Fröhlich kommen die Kinder zusammen und warten auf den «Einlass». Dann ertönt die grosse Kuhglocke, die Oliver van der Waerden, Klassenlehrer der 3. Klasse, als Bueb verkleidet läutet. Wie von der Alp ins Tal ruft er mit Bommelmütze und Hosenträgern aus dem Fenster des Lehrer*innnenzimmers auf den Schulhof herab, ruft alle zusammen und die Fasnachtsfeier kann beginnen.
Polonaise
Musiklehrer Johannes Luchsinger startet im Treppenhaus mit Ziehharmonika und dem Volkslied «Tumbai» die grosse Polonaise und nacheinander werden die Klassen 1 bis 5 abgeholt. Die bunte Kinderreihe wird immer länger und zieht singend und lachend durchs Schulhaus. Nach ein paar Runden treppauf und treppab sammeln sich alle im grossen Saal. Mit dem Ziehen von bunten Fäden finden sich gemischte Gruppen zu je acht Kindern zusammen. Nun zahlen sich die Vorbereitungen aus, denn in jedem Schulzimmer wird etwas Besonderes angeboten. Bei Erklingen des Horns ziehen die Gruppen von einer Station zur nächsten.
Von Smarties zum Gruselkabinett
Im Erstklasszimmer wird zum Löffelparcours aufgefordert: Eine Nuss auf dem Löffel muss mit dem Mund balanciert und damit mehrere Hindernisse im Klassenzimmer überwunden werden. Die 2. Klasse bietet ein Smartie-Spiel an, bei dem die süssen Schokolinsen mit einem Röhrchen angesaugt und von Tablett zu Tablett weitergereicht werden müssen. Die 3. Klasse hat einen aufwändigen Irrgarten mit vielen Kartons im Klassenraum gebaut und die 4. Klasse winkt mit einem grossen Schild «Wikinger-Schatz» hinter kreuz und quer gesponnenen Fäden. Im Klassenzimmer der 5. Klasse kann man mit verbundenen Augen verschiedene Geschmäcker und Gerüche raten und im Zimmer der 6. und 7. Klasse riesige, gestapelte Blechdosen abwerfen. Auch der Keller wird bespielt: Ein Parcours im Dunkeln, mit unterschiedlich gefüllten Kisten, in die man blind hinein steigt, mit Spinnenfäden, überraschenden Wasserspritzern und dubiosen Geräuschen.
Den Winter austreiben
Nach einer späten Znüni-Pause sammeln sich alle im Schulhof. Es wird gesungen und im Reigen getanzt. Alle sind fröhlich und ausgelassen. In der Mitte wird der «Böögg» aufgestellt, ein selbst gebastelter Schneemann aus Pappmaché, gefüllt mit Knallern und Holzwolle. Die Tradition, dem Winter so mit Lärm und Feuer den Garaus zu machen, ist vom «Sächsilüüte» aus dem Raum Zürich inspiriert. «Wie er verbrennt, wie lange es geht, bis der Kopf knallt und so weiter, soll etwas über das kommende Jahr aussagen», erzählt Oliver van der Waerden. Er selbst hat den Schneemann mit seiner Klasse gebastelt. Die Kugeln wurden gefüllt, viele Knaller mit Zündschnur verbunden und Oliver van der Waerden hat sich gut überlegt, wie genau der Schneemann verbrennen soll.
Und wie ist unser «Böögg» dieses Jahr verbrannt? «Schön und ereignisreich, aber ruhig und harmonisch, würde ich sagen», freut sich Oliver van der Waerden über den gelungenen Abschluss auf dem Schulhof.
Text und Fotos: Lane Dürr (Gruppe für Öffentlichkeitsarbeit)